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Mai 2016

„Wir dürfen die älteren Autofahrer nicht diskriminieren“

Kreisvorsitzender des SoVD-Kreisverband Heidekreis nimmt zu WZ-Kommentar Stellung

Walsrode. „Wir können doch nicht alle Senioren an den Pranger stellen. Jeder soll selbst ermessen können, ob er fahrtüchtig ist, ob jung oder alt, aber nicht mit irgendwelchen Restriktionen von Behörden.“ Ungewöhnlich klar und deutlich war die Reaktion des Vorsitzenden des Sozialverbandes Heidekreis auf einen Kommentar, den die Walsroder Zeitung am Samstag unter der Überschrift /Nur) wer fit ist, soll auch fahren dürfen“ veröffentlichte.

„Der Sozialverband mit seinen fast 8000 Mitgliedern im Heidekreis verwehrt sich gegen jede Art von Diskriminierungen von Seniorinnen und Senioren,“ schloss sich Hestermann den Aussagen seines Landes Chefs Adolf Bauer an, der auf ähnliche Aussagen wie im WZ-Kommentar zu lesen war, schon einmal deutlich Stellung bezogen hatte.

In der Walsroder Zeitung war auf die Verkehrsunfallstatistik des Heidekreises hingewiesen worden, in der festgestellt worden war, dass die Risikogruppe Nr. 1 bei Unfällen nicht mehr die Fahranfänger seien, sondern die Älteren ab 65 Jahre. „Wann und welchen Mechanismen folgend sollten Behörden älteren Menschen den Führerschein entziehen dürfen? “ fragt WZ-Redakteur Jens Reinbold. Er erkennt die Tatsache der Notwendigkeit des „Scheines“ für Menschen gerade auf dem Land an, spricht dann aber nur über diese Gruppe, über die künftig mehr nachgedacht werden müsste. Da bleibt die Formulierung „Nur wer fit ist, soll auch fahren“ fast ein wenig außen vor. Denn auch junge Fahrzeugführer oder „überhaupt“ müssen nicht fit sein.

Hestermann verfolgt diese einsetzende, nicht gute Diskussion in der Gesellschaft. „Wir als SoVD stellen uns dem Thema positiv“. „Wir werden mit unserem Vertragspartner ADAC oder auch mit der hiesigen Verkehrswacht Walsrode Kontakt aufnehmen, um Verkehrssicherheitstrainings für unsere aktiven Mitglieder anzubieten. Wir wollen unseren Beitrag zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr leisten, aber den älteren Menschen die Möglichkeit überlassen, nach einem langen Leben auch noch selbst entscheiden zu dürfen. Und: „Man kann doch nicht alle Senioren über einen Kamm scheren.“

Landesvorsitzender Adolf Bauer bringt es auf einen Punkt: „Alle sprechen von Inklusion- dann muss das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben auch für die Senioren und deren Wunsch, das Auto als erforderliche Mobilitätshilfe einzusetzen, gelten.“

(Pressesprecher SoVD-Heidekreis Klaus Müller)

(Erschienen – Walsroder Zeitung 28.05.2016)

80 Luftballons auf ihrem Weg zum Horizont

Der SoVD-Kreisverband Heidekreis macht sich vor dem Rathaus stark für eine tolerante Gesellschaft

Auf einer Karte steht „Inklusion ist geil“. Die junge Mitarbeiterin der Heidewerkstätten bindet die Karte an einem bunten Luftballon, der soll kurz darauf mit rund 80 weiteren in die Luft steigen. Der Landessozialverband (SoVD) Hannover hatte zu der Aktion unter dem Motto „Pro Inklusion – Niedersachsen soll für alle Menschen sein“ aufgerufen. Der SoVD Heidekreis sowie etwa 45 Mitarbeiter der Heidewerkstätten haben sich an dem Projekt beteiligt.

„Wir mussten uns für die Aktion zwar im Rathaus anmelden“ sagt Kreisvorsitzender Jürgen Hestermann, „aber da sind wir offene Türen eingelaufen.“ Die Aktion des Landesverbandes steht für ein inklusives Niedersachsen. Es wurden Karten an alle Kreisverbände im Bundesland verteilt, auf denen ein Feld ausgefüllt werden musste mit der Überschrift „Ihre Ideen“. Bei den Mitarbeitern der Heidewerkstätten sind so einige Vorschläge zusammengekommen.

Doch mit den aufsteigenden Luftballons gehen die Ideen nicht verloren: „Wir haben im Vorfeld alle Karten eingescannt und die guten Vorschläge nach Hannover gesandt“. so Hestermann. Für Personen, die eine Karte wiederfinden, solle es sogar ein Geschenk geben, sofern man diese zurück zur SoVD-Geschäftsstelle bringe. „Es muss aber klar sein, dass das heute nur ein Anstoß ist. Wir können von heute auf morgen nicht alles grundlegend ändern“, sagte der Kreisvorsitzende.

Die Kreisfrauensprecherin Annette Krämer weiß genau, wovon sie spricht, wenn sie etwas von barrierefreien Eingängen oder Rampen erzählt. Krämer verlor bei einem Unfall ihr linkes Bein und sitzt seitdem im Rollstuhl. „Ich werde mir alle Ideen genau durchlesen und auch Anregungen machen“, so die Kreisfrauensprecherin. Sie merke selbst jeden Tag, dass man als Rollstuhlfahrer schnell an seine Grenzen komme. Vor allem erhöhte Bordsteine und Eingänge ohne Rampen oder elektrische Türen seien ein echtes Problem. Aber auch die fehlenden Behindertenparkplätze in der Stadt würden für Ärger bei körperlich beeinträchtigten Menschen sorgen. „Der Parkplatz am Rathaus ist sehr weit weg und hinter einer Ecke versteckt, das kann man normalerweise keinem Rollstuhlfahrer zumuten.“

Annette Krämer betont, dass die Situation in anderen Städten wesentlich schlimmer sei, dennoch habe Walsrode „Nachholbedarf“. „Wenn irgendwann alle Bordsteine abgesenkt wären, das wäre toll“, sagt Krämer. Sie hoffe, dass von den Vorschlägen auf den Karten vieles im Rathaus Anklang finde. Das sei auch für die Mitarbeiter der Heidewerkstätten wichtig, die viel Mühe in das Projekt des SoVD gesteckt hätten. Ein weiterer Punkt, den die Kreisfrauensprecherin bei der Aktion auf dem Rathausplatz anspricht, ist die Berücksichtigung von körperlich behinderten Personen in Beschlüsse des Bauausschusses. „Entscheidungen bei Neubauten, zum Beispiel über die Neigung der Rampen, werden zu einem großen Teil von Nichtbehinderten getroffen“, bemängelte Annette Krämer. Es sei eine einfache Möglichkeit, vor der Realisierung eines Projektes eine Person mit körperlichem Handicap „ins Boot zu holen“ und diese einen realistische Einschätzung machen zu lassen, was die Funktionalität für Behinderte angeht. „Es fällt meist erst im Nachhinein auf, wenn etwas bei der Planung schiefgelaufen ist.“

Ob die Vorschläge und Ideen der SoVD-Mitgliedere und der Mitarbeiter der Heidewerkstätten Anklang finden, wird sich wohl erst in Zukunft zeigen. Bis dahin setzen die Luftballons ihren Missionars-Flug fort.

(Pressesprecher SoVD-Heidekreis Klaus Müller)

(Erschienen - Walsroder Zeitung 14.05.2016)