März 2025
Elektronische Patientenakte: Ältere dürfen nicht abgehängt werdenNicht jede*r kann Krankenkassen-App eigenständig bedienen
Bad Fallingbosgtel. Die Pilotphase zur elektronischen Patientenakte (ePA) für alle hat bereits Anfang des Jahres beispielsweise in Hamburg und Nordrhein-Westfalen begonnen – bald soll sie auch nach Niedersachsen kommen. Für die Verwaltung der eigenen Daten wird allerdings ein Smartphone oder Computer benötigt. Warum das besonders für Ältere problematisch werden kann, erklärt der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Bad Fallingbosgtel.
Mit der ePA soll Ärzt*innen, Apotheker*innen und Pflegekräften der Zugang zu Informationen wie zum Beispiel Diagnosen, Befunden oder Medikamenten erleichtert werden, damit Patient*innen individueller behandelt und Therapien besser aufeinander abgestimmt werden können. Über die App der jeweiligen Krankenkasse können Versicherte ihre Daten selbstständig verwalten. „Das ist vor allem für ältere Menschen, die kein Smartphone oder Computer besitzen, ein Problem“, bemängelt SoVD-Berater*in Carola Rauch aus Bad Fallingbosgtel. Um beispielsweise Zugriffsrechte verwalten oder Dokumente einpflegen zu können, sind Betroffene dann auf die Unterstützung etwa von Familienmitgliedern angewiesen. „Sie dürfen durch die elektronische Patientenakte nicht derart abgehängt werden und müssen deshalb auch zukünftig weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Gesundheitsdaten analog zu übermitteln“, gibt Rauch zu bedenken.
Eine weitere Hürde, mit der Ältere aber auch Menschen mit Behinderung konfrontiert werden, ist die fehlende Barrierefreiheit. „Diese wurde leider nicht von Anfang an mitgedacht, was dazu führt, dass Personengruppen bei der Nutzung zusätzlich ausgegrenzt werden. Hier muss dringend nachgebessert werden“, so Rauch.
Für Fragen zu weiteren Gesundheitsthemen und bei Antragstellungen stehen die Berater*innen des SoVD in Bad Fallingbostel gerne unter info.badfallingbostel(at)sovd-nds.deoder 05162-904849 zur Verfügung.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: SoVD übergibt Forderungen an Sozialminister„Equal Pay Day“-Demo vor Ministerium
Hannover. Noch immer verdienen Frauen in Niedersachsen im Durchschnitt 15 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – obwohl sie gleiche oder gleichwertige Arbeit leisten. Damit hat sich die Lohnlücke zwar verringert, aus Sicht des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Niedersachsen geht es aber viel zu langsam voran. Am heutigen Aktionstag „Equal Pay Day“ hat der SoVD deshalb bei einer Demonstration auf diese Ungleichheit hingewiesen und seine Forderungen gegenüber dem niedersächsischen Sozialminister Dr. Andreas Philippi deutlich gemacht.
„Ungleichheit beenden und den gordischen Knoten zerschlagen“ – so lautete das Motto der Kundgebung des SoVD zum „Equal Pay Day“. Er machte damit auf die Problematik aufmerksam, dass die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern noch immer viel zu groß ist. „In den vergangenen drei Jahren lag die Lohnlücke konstant bei 18 Prozent. Immerhin ist sie jetzt etwas kleiner geworden. Das ist nach so langer Stagnation aber auch mehr als überfällig“, betonte Annette Krämer, SoVD-Verbandsratsmitglied für Frauen- und Familienpolitik, während der Aktion in Hannover.
Die Landesregierung dürfe jetzt bei der Bezahlung, bei der gleichberechtigten Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit, dem Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeit für alle und der stärkeren Unterstützung von Alleinerziehenden nicht nachlassen. „Ganz im Gegenteil: Das Tempo muss noch gesteigert werden. Es kann nicht sein, dass im Jahr 2025 der Stundenlohn von Männern immer noch fast vier Euro über dem der Frauen liegt“, kritisierte Krämer.
Der niedersächsische Sozialminister Dr. Andreas Philippi bedankte sich für den Einsatz des SoVD. Philippi, der auch Arbeits- und Gleichstellungsminister ist, sicherte den Frauen seine uneingeschränkte Solidarität zu: „Es kann nicht sein, dass Frauen noch immer nicht die gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit erhalten. Um die Lohnlücke zu schließen, müssen wir an mehreren Stellschrauben drehen. Ganz wichtig ist eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit, damit Frauen nicht länger gezwungen sind, Teilzeit zu arbeiten, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Frauen müssen reelle Chancen haben, um Vollzeit zu arbeiten! Wir müssen außerdem endlich dazu kommen, sogenannte Frauenberufe angemessen zu entlohnen. Letztlich ist es in Zeiten des Fachkräftemangels auch im Interesse der Wirtschaft, die gut ausgebildeten Frauen im Erwerbsleben zu unterstützen.“
(Bildnachweis: Lennart Helal)