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Juli 2020

SoVD beantwortet Fragen zur Grundrente

Bad Fallingbostel (mü). Nach jahrelanger Diskussion kommt nun endlich die Grundrente. Davon sollen vor allem diejenigen profitieren, die mindestens 33 Jahre Rentenbeiträge aus Beschäftigung, Kindererziehung oder Pflegetätigkeit aufweisen können und gleichzeitig durchschnittlich wenig verdient haben.

Das Problem an der Grundrente: Das Berechnungsverfahren ist kompliziert. „Wir merken täglich in unserer Beratung, dass die Menschen sich unsicher sind, ob sie überhaupt Anspruch haben und wie hoch die Grundrente eventuell ausfallen könnte“, erläutert Cora Bartels aus dem SoVD-Beratungszentrum in Bad Fallingbostel. Die Grundrente werde zwar automatisch ausgezahlt, ein Antrag müsse nicht gestellt werden. „Allerdings gibt es immer wieder Fragen, inwiefern davon andere Leistungen wie etwa Wohngeld oder Grundsicherung betroffen sein könnten“, so Bartels weiter. Für Laien sei es daher schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen. „Im Zweifelsfall sollte man deshalb immer einen Fachmann fragen“, rät Cora Bartels.

Ratsuchende können sich dafür direkt an den SoVD in Bad Fallingbostel wenden (05162/904849, info.badfallingbostel(at)sovd-nds.de).

Erixx verweigerte Rollstuhlfahrerin den Zugang- Jetzt entschuldigt er sich „Die haben mich einfach auf dem Bahnhof stehen gelassen“

Lindwedel. Für die heute 73jährige Lindwedelerin Heiderose Domres wird dieser Tag nie aus der Erinnerung weichen. Die an einem Kranken-Rollstuhl gefesselter Frau wollte mit Erixx von Schwarmstedt aus nach Hause fahren, doch ein Fahrdienstmitarbeiter des Zuges lehnte sie einfach ab. „Wir können Sie nicht aufnehmen, Sie passen hier nicht hinein.“ Und so stand sie verloren auf dem Bahnhof in Schwarmstedt und ist schließlich die rund sieben Kilometer lange Strecke mit ihrem Gefährt auf der Landesstrasse zurückgefahren. Erlebt hat sie dann immer wieder ähnliche Situationen mit dem Zug. „Man hat mir immer wieder gesagt, dass ich mit meinem Gefährt die anderen Menschen behindere, dass sie wegen mir die Rampe nicht quer durch den Zug bugsieren können und mich dann schließlich einfach „hingestellt“ und dem Schicksal überlasse.

Heiderose Domres wandte sich, nachdem sie bei Erixx kein offenes Ohr gefunden hatte, an ihren SoVD, bat um Unterstützung. Und so kam es am Freitag zum Ortstermin auf dem kleinen Bahnhof in Lindwedel, gemeinsam mit Bürgermeister Alfred Minke, Ortsverbandsvorsitzenden Margrit Hölscher, dem SoVD-Kreisvorsitzenden Jürgen Hestermann und der Kreisfrauensprecherin Annette Krämer. „Es ist einfach unsere Pflicht, unsere Mitglieder zu unterstützen“, hatte Jürgen Hestermann betont und über seinen Pressesprecher Kontakt zu Erixx aufnehmen lassen.

Unternehmenssprecher Björn Pamperin reagierte prompt, schaute sich die Situation vor Ort an und sagte eine Untersuchung zu. „Natürlich entspricht die Aussage, man habe keine Zeit, nicht unserem Service-Anspruch. Dazu haben wir mit den Kollegen noch einmal intensiv gesprochen und bitten eine eventuelle Aussage zu entschuldigen„ so Pamperin. Alle Fahrzeuge würden im A-Wagen neben dem WC, über jeweils einen „regulären“ Stellplatz verfügen.  Der könne von Rollstühlen, Kinderwagen oder Fahrrädern genutzt werden. „Eine Mehrfachbelegung hängt von Art und Anzahl der mitgenommenen „Fahrzeuge“ ab, ist aber möglich.“ So sei in diesem Bereich beispielsweise die Mitnahme von 2-3 Fahrrädern, 2 kleinen Rollstühlen, einem E-Rolli, oder einem Kinderwagen machbar. Auch die Rollstuhlrampe befände sich dort. 

„Wir haben uns dies vor Ort einmal angeschaut und auch mit den Kollegen gesprochen: Lindwedel ist ein Haltepunkt, an dem unsere Züge laut Fahrplan weniger als eine Minute Standzeit haben. Sehr voll ist es dort üblicherweise nicht, so dass die o.g. Stellplätze meist noch frei sein dürften. In Lindwedel sei der Bahnsteig höhengleich zum Fahrzeug, so dass ein Zustieg auch ohne Rampe – d.h. in jeden Wagenteil und an jeder Tür möglich ist.

Die Tipps der Bahn

Pamperin empfahl für die Zukunft, sich für die gewünschte Fahrt gerne rechtzeitig vorher anzumelden. So könne man Lokführer und Fahrgastbetreuer bereits vorab informieren.
Eine Anmeldung ist telefonisch unter (05191) 96 944-250 Möglich. Noch einfacher ist es, das Formular auf unserer website auszufüllen: https://www.erixx.de/service/barrierefrei-reisen/.

Wenn man am Bahnsteig stehe und der Zug fährt ein, sollte man die Hand heben und damit zeigen, dass man mitfahren möchte und Hilfe benötige. Und „Fahren Sie – wenn möglich – nach 8 Uhr. Dann ist der Berufsverkehr durch und die Züge etwas leerer.“  Bei der Rückfahrt sollte man sich die Stelle merken, an der man vorher ausgestiegen ist und bereits dort auf den Zug waren- dann gehe es schneller und einfacher.

Der Freitags-Test

Vorbereitet und ohne Anmeldung war der SoVD vor Ort. Und trotzdem packten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Erixx zu, um gleich zwei Rollstühle gut zu transportieren. Mit etwas gutem Zureden und kräftigem Anschieben verlief die Fahrt nach Mellendorf und zurück auch im engeren Bereich der Wagen trotz guter Auslastung ohne Probleme. Heiderose Domres, die von ihrem Mann Wolfgang begleitet wurde, pustete erst einmal durch, als sie die Fahrten geschafft hatte. „Aber es war an diesem Tag sehr viel besser,“ so die Lindwedelerin, die hofft, dass auch bei ihren kommenden Fahrten nach Schwarmstedt oder Mellendorf oder auch Hannover alles gut ablaufen wird. „Ich werde vorher bei Erixx anrufen und mich ankündigen und schauen, ob es dann gut geht.“ In einem halben Jahr wird dann Bilanz mit dem SoVD gezogen. „Wir werden nachschauen“, kündigt Jürgen Hestermann an, der aber erfreut war, dass Erixx jetzt endlich gehandelt hat.

Klaus Müller

(Bildnachweis: mü)

Bei Pflegebedürftigkeit: Bescheide genau überprüfenBegutachtung nach Aktenlage kann zu Problemen führen

Bad Fallingbostel (mü). Wer einen Pflegegrad beantragt, bekommt in der Regel Besuch von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK). Er stellt fest, ob eine Pflegebedürftigkeit vorliegt. Aufgrund der Corona-Krise wurden die persönlichen Besuche jedoch bis zum 30. September eingestellt. Derzeit erfolgt ausschließlich eine Begutachtung nach Aktenlage. Dabei kann es allerdings passieren, dass bestimmte Punkte nicht richtig eingeschätzt und berücksichtigt werden. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Bad Fallingbostel rät deshalb, sich die entsprechenden Bescheide genau anzugucken und steht Ratsuchenden bei den wichtigsten Fragen zur Seite.

Bei seinen Begutachtungen überprüft der MDK, ob eine Pflegebedürftigkeit vorliegt, welcher Pflegegrad angemessen ist oder auch, welche Leistungen dem Betroffenen zustehen. „Diese Vor-Ort-Termine sind vor allem wichtig, wenn es zum Beispiel um die Versorgung mit Hilfsmitteln geht oder geprüft werden muss, ob etwas zur Verbesserung des Wohnumfeldes getan werden kann“, erläutert SoVD-Beraterin Cora Bartels. Dass die Fälle derzeit ausschließlich nach Aktenlage beurteilt werden, sei zwar verständlich, führe an einigen Stellen aber auch zu Problemen. „Nicht jede Situation kann durch einen Blick in die Unterlagen richtig eingeschätzt werden. Das merken wir in unserer Beratung immer wieder“, ergänzt Bartels.

Wer Zweifel hat, ob der Pflegegrad richtig beurteilt wurde oder ob die Ablehnung eines Antrags korrekt ist, sollte den Bescheid von Fachleuten überprüfen lassen. Ratsuchende können sich dafür direkt an den SoVD in Bad Fallingbostel wenden.  Die SoVD-Beraterinnen und -Berater stehen bei Fragen rund um das Thema Pflege zur Verfügung, helfen bei Anträgen und legen Widerspruch und Klage ein.

Soltau (mü/sh). Als erster Freizeitpark Norddeutschlands hat das Heide Park Resort am Freitag eine ganz besondere Attraktion eröffnet. Eine mit Deckenlifter und Personenliege ausgestattete „Toilette für alle“ steht Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen ab sofort für den Wechsel von Inkontinenzeinlagen zur Verfügung, so dass einem entspannten Tag im Park nichts im Wege steht. Im Rahmen einer Eröffnung unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen übergab INTENSIVkinder Niedersachsen e.V. das Qualitätssiegel an das Heide Park Resort. Realisiert wurde das ca. 60.000 €-Projekt von Merlin Entertainments plc, dem Heide Park Resort und der Firma RMT aus Dietzenbach. Der Vorsitzende des SoVD-Kreisverbandes, Jürgen Hestermann und SoVD-Kreisfrauensprecherin Annette Krämer zeigten sich sehr beeindruckt von diesem neuen Angebot. "Wir begrüssen es sehr, dass der Heide Park diese Einrichtung geschaffen hat. Ein Vorzeigeprojekt auch für andere Freizeitparks," lobte Jürgen Hestermann das Projekt. Aktuelle Tipps gaben die beiden Rollstuhlfahrerinnen Annette Kremer und Bernadette Zabinski.

Im vergangenen Jahr hatte ein Freizeitparktest des SoVD Heidekreis im Heide Park stattgefunden. Einige Anregungen des SoVD-Teams konnten bereits in die Tat umgesetzt werden.