August 2019
Barrierefreiheit im Weltvogelpark ist vorhanden- aber es gibt noch viel zu tunDer große Freizeitparktest
Parkleitung will Anregungen der SoVD-Heidekreis prüfen- Informative Führung
Walsrode. „Nehmen Sie einen Ihrer Mitarbeiter, setzen Sie ihn in einen Rollstuhl und fahren mit ihm durch den Park. Sie werden sehen, wo noch Probleme für Menschen mit Behinderung bestehen,“ gibt Kreisvorsitzender Jürgen Hestermann der Pressesprecherin Janina Erhardt einen guten Rat an diesem Mittwochmorgen mittendrin im Weltvogelpark. Der SoVD Heidekreis war im Rahmen seines kreisweiten Freizeitpark-Tests Gast im Walsroder Park und wurde von Janina Erhardt durch die Anlage geführt. „Wir sind Ihnen dankbar für jeden Tipp“, sagt die Führungskraft des Weltvogelparks. Vieles falle schon daher nicht auf, weil man betriebsblind über die Jahre geworden sei. „Wir wissen, dass wir gerade an diesem Thema noch stark arbeiten müssen,“ sagt Janina Erhardt in einer ersten Bilanz am Ende der mehrstündigen Führung. „Ich sehe jetzt vieles anders.“
Der Weltvogelpark gehört zu den schönsten Tierparks deutschlandweit, ist führend in Zuchtprogrammen und hat die meisten Vogelarten im Land. Tausende von Vogelliebhabern aus aller Welt kommen nach Walsrode, um aber auch eine wunderschön gestaltete Landschaft zu erleben. Es sind junge Familien und Senioren, die den Park lieben. Trotzdem gab es in den vergangenen Jahren immer schlechtere Besucherzahlen- nun soll richtig in die Zukunft investiert werden. Am Mittwoch kamen dann tatsächlich einige Tausend Gäste in den Park.
Probleme beim Thema Barrierefreiheit
Die gibt es im Weltvogelpark noch an einigen Ecken. Es sind die Behinderten-Parkplätze, die auf unebenen Grasflächen schräg angelegt wurden. Für manchen Rollstuhlfahrer ein „No-Go.“ Dass es nach dem Abriss des ehemaligen Toilettengebäudes am Parkplatz in diesem Bereich keine sanitären Anlagen mehr gibt, geht auch nicht. Janina Erhardt: „Wir wissen das und versuchen, hier eine Lösung zu finden.“ Und am stärksten aufgefallen ist die Brücke. „Das ist ja Schwerstarbeit, wenn ein Rollstuhlfahrer in diesem Bereich über die Straße muss.“ sagt Jürgen Hestermann, der Rollstuhlfahrerin und Kreisfrauensprecherin Annette Krämer über die Brücke „stemmt“. Und die Fahrt danach, nach unten, ist nicht ganz ungefährlich, meinen die SoVD-Strategen. Hier seinen seien Überlegungen unbedingt notwendig.
Positiv vermerkt worden ist, dass es einen behindertengerechten Eingang in den Park gibt, behinderten-freundliche Preise und immerhin zehn Rollstühle, die man sich nach Anmeldung ausleihen kann. Annette Krämer gibt den Hinweis, mehr deutliche Hinweisschilder auf Behinderten-Toiletten auf Parkplänen oder auf Wegweisern vorzunehmen. Denn immerhin und ganz erfreulich: Der Park hat Behinderten-Toiletten, die den heutigen Ansprüchen fast vollständig genügen.
Der SoVD bemängelt den Zustand mancher Fußwege in dieser kleinen hügeligen Landschaft an der Böhme. An manchen Orten sollte der Belag geändert werden, beispielsweise nahe des Biergartens, wo neben dem Kopfsteinpflaster ein kleiner Fahrweg für Rollis und Kinderwagen sehr hilfreich sein könnten. Baumwurzeln fordern auf den Wegen immer wieder ihr Tribut, hier müsse ständig nachgearbeitet werden, damit beispielsweise Rollstühle nicht hängen bleiben und umfallen. „Wir können es nachvollziehen, dass man diese Dinge nicht von heute auf morgen umsetzen kann,“ sagt Hestermann, aber möchte im kommenden Jahr wieder kommen, um zu sehen, ob zumindest einige Ideen des Verbandes umgesetzt werden konnten. „Dabei ist uns völlig klar, dass die ganz großen Probleme wie eine barrierefreie und besucherfreundliche Eingangssituation nicht von heute auf morgen gelöst werden können.“
Es ist ein guter Gedankenaustausch, der Hoffnung macht auf mehr Barrierefreiheit auch im Weltvogelpark, in dem die SoVD- Vorstände abschließend eine großartige Flugshow erleben, wunderbare Eindrücke einer einzigartigen Tierwelt mitnehmen und das Gefühl, dass die Vorschläge des größten Sozialverbandes Deutschlands auch in Walsrode angekommen sind.
(Bildnachweis: mü)